VITA

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 Sandra 2022

 Sandra 2024

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Vor einigen Jahrzehnten habe ich in Freiburg i.Br. - als Junge - das Licht der Welt erblickt.

Wenn ich damals gewußt hätte, was auf mich zukommt - ich wäre sofort wieder umgekehrt und in meine warme Höhle zurück gekrabbelt.

Meine Jugend verbrachte ich - bis zu meinem 18. Lebensjahr - an 10 verschiedenen Lokationen in Europa. 

Nach Ausbildung und Lehrzeit als Siebdrucker, habe ich über einen Zeitraum von fast 10 Jahren, als Verantalter von Rockkonzerten und Festivals mit Bands wie Free, Uriah Heep, Status Quo, Rory Gallagher,  Golden Earring, Manfred Man`s Earthband, Steve Winwood, Colloseum, Steamhammer, UFO, Scorpions,  Savoy Brown, Beggars Opera, Atomic Rooster usw. ein absolut chaotisches, vogelfreies Leben im Turbotempo,geführt. 

Da ich als Impressario auch für die Bespaßung der Herrschaften nach den Gigs zuständig war und das damalige Motto "Sex, Drugs and Rock`n Roll" hieß, kann man sich sicher mit etwas Fantasie vorstellen, wie der Ablauf meiner Tage war.  Ich muß 1.000 Schutzengel gehabt haben, dass ich diese Zeit ohne nennenswerte Blessuren überstanden habe.

Immer in meinem virtuellen Rucksack mit dabei: Sandra...

Nach dieser wilden Zeit, von der ich keinen einzelnen Tag missen möchte, habe ich in diversen international ausgerichteten Zulieferunternehmen der grafischen Industrie meine vertriebliche Karriere gestartet, die 2012 ein jähes Ende fand. Dazu später mehr...

2008 - Entdeckung der Kunst als wichtige therapeutische Komponente, um den durch die - sich wie ein roter Faden durch mein Leben ziehende - Transidentität/Transsexualität, immer stärker werdenden psychischen und physischen Druck zu mildern und aufzufangen. 

Seit 2013 arbeite ich als freischaffende Künstlerin, Fotografin und Autorin. 

Das ich anders als andere Jungs bin, wurde mir zum ersten Mal im Alter von 6 Jahren bewusst. Ich habe lieber mit Mädchen gespielt, habe mich gern als Mädchen verkleidet und bin jeder Keilerei aus dem Weg gegangen. Ab diesem Zeitpunkt hat sich die Transidentität/Transsexualität - mit all ihren Höhen und Tiefen - als roter Faden durch mein Leben gezogen.

In den 60er, 70er und auch noch in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, konnte die Gesellschaft mit dem Thema Transsexualität und den davon betroffenen Menschen nicht viel anfangen. Die Leute waren extrem verklemmt und konservativ. Von der Wissenschaft war keine große Unterstützung zu erwarten. Die wenigen diesbezüglichen Studien waren einfach noch nicht aussagekräftig. Das hatte zur Folge, dass man Menschen wie mich kurzerhand als geisteskrank und pervers abgestempelt hat.

Das Rotlicht Milieu bot damals vielen Transsexuellen die einzige Überlebensmöglichkeit. Dort mussten sie sich - als Stripperin, oder Prostituierte - ihren Lebensunterhalt verdienen. 

Aus diesen gesellschaftlichen, aber auch familiären Zwängen, sowie den daraus resultierenden existenziellen Ängsten, ließ sich für mich ein Leben als Frau nie realisieren. 

Das Resultat war ein jahrelanges, erniedrigendes und verhängnisvolles Versteckspiel.

Die Folgen: alkoholische Ekzesse, sowie das klägliche Scheitern mehrerer Ehen und Beziehungen durch mein - damit ja kein Zweifel an meiner Männlichkeit aufkam - extrem machohaftes Auftreten und Benehmen. Ich befand mich in einem permanenten "Kriegszustand" mit mir selber.

Meiner Karriere - in der von Männern dominierten - grafischen Industrie tat das alles keinen Abbruch. 

Meinen Job - als Vertriebsdirektor von Investitionsgütern im siebenstelligen € Bereich - als Frau fortzuführen, wäre aus Akzeptanzgründen undenkbar gewesen und hätte meinen Ruin bedeutet.

2011 - Diagnose: Prostatakrebs mit daraus resultierender Radikaloperation.

Der operationsbedingte Verlust meiner männlichen Sexualität hat mich erstaunlicherweise überhaupt nicht belastet. Im Gegenteil. Für mich war es ein befreiendes Zeichen des Schicksals. Ich musste mich endlich der Realität stellen und akzeptieren, dass ich ein Leben im falschen Körper führe.

Ich muss dazu sagen, dass ich absolut kein esoterisch oder spirituell veranlagter Mensch bin.

Befeuert durch weitere negative Ereignisse im privaten - erneutes Scheitern einer Ehe - sowie im beruflichen Umfeld, kam 2012 das, was kommen musste - der totale physische und psychische Zusammenbruch. 

Daraus resultierte ein mehrmonatiger Klinikaufenthalt und die Erkenntnis, dass ich auf Grund meiner Identitätsstörung einen permanenten, selbstmörderischen "Krieg" gegen mich selber führe. In der Folgezeit habe ich - unterstützt durch viele psychologische Einzelgespräche und diverse Publikationen in den Medien - erkannt, dass es verschiedene Wege des Umgangs mit der Transidentität gibt. 

Die für mich wohl wichtigste Erkenntnis war, dass in mir nicht zwei verschiedene Personen leben, sondern dass "ICH", egal wie ich mich kleide und präsentiere, immer die gleiche Person, nämlich "ICH" bin. Was sich hier so einfach und logisch liest, musste ich mir wirklich hart erarbeiten.                                                                                                 

Das war der endgültige Wendepunkt in meinem Leben. 

Ich habe gelernt, dass ich nur mir selber gegenüber verantwortlich bin. Ich habe gelernt, dass ich um mein Glück zu finden, mich so akzeptieren muss wie ich bin. Fortan habe ich konsequent mein Ding durchgezogen und in der Folge endlich mit mir selber Frieden geschlossen. 

Seitdem bin ich mit mir im Reinen. 

Parallel dazu habe ich die - wie ich finde - höchste Form der persönlichen Freiheit erreicht: 

 ES IST MIR EGAL, WAS ANDERE ÜBER MICH DENKEN UND REDEN 

Nicht in der umgangssprachlichen Form von "...ist mir egal", sondern ich vertrete meine Meinung und Lebenseinstellung und lasse mich nicht mehr vom Mainstream beeinflussen und lenken.  

Kurt Cobain hat das in wunderbare Worte gefasst: 

 "IHR LACHT ÜBER MICH, WEIL ICH ANDERS BIN. ICH LACHE ÜBER EUCH, WEIL IHR ALLE GLEICH SEID" 

Eine geschlechtsangleichende Operation war und ist für mich - aus unterschiedlichen Gründen - keine Option.  

Es ist eine einmalige - nicht zu unterschätzende - individuelle und endgültige Entscheidung, denn es handelt sich um einen schwierigen chirurgischen Eingriff, der automatisch auch die Psyche - in nicht unerheblichen Maße - mit einbezieht und beansprucht.

Diese folgenschwere Entscheidung und die daraus resultierenden, nicht unerheblichen Konsequenzen muss jede Betroffene mit sich selber ausmachen.

Gespräche mit Frauen die diesen Weg gegangen sind und ihn nicht noch einmal gehen würden, haben mich in meiner Meinung bestärkt, mich so zu akzeptieren wie ich bin.

Meine genetische Ausstattung mütterlicherseits, hat mir diese Entscheidung relativ einfach gemacht.

Gut, es gibt immer irgendeinen Grund am Erscheinungsbild rumzumäkeln, aber das ist halt ein Teil der weiblichen DNA mit der ich gut leben kann und gelegentlich auch bewußt kokettiere.

Ich fühle mich in meinem Körper - so wie er ist - pudelwohl. Wir sind zusammen aufgewachsen und mögen und verstehen uns mitlerweile wieder.

Davon abgesehen bin ich der Meinung, dass sich Sexualität und Geschlecht nicht nur zwischen den Beinen, sondern hauptsächlich zwischen den Ohren abspielen.

Wie bereits erwähnt: Ich habe die höchste Stufe der persönlichen Freiheit erreicht... 

Der Erlös aus dem Verkauf meiner Bilder und Skulpturen, ist - neben der Rente - ein finanzielles Zubrot und ermöglicht mir ein - von den üblichen Querschlägen mal abgesehen - bescheidenes, zufriedenes und glückliches Leben. 

Ich lasse mich in keine - der in Deutschland, zwecks der besseren Orientierung so beliebten - Schubladen stecken. Aus diesem Grund habe ich mich, nach mehreren negativen Erfahrungen, auch nie von der Trans-Community vereinnahmen lassen. 

Ich bin weder "laut", noch "hysterisch", oder "queer", sondern gehe erfolgreich meinen eigenen Weg, mein Anspruch an mich war immer: 

"Als Frau unter Frauen zu leben, nicht als Transfrau unter Transfrauen." 

Klingt vielleicht arrogant, ist aber nicht so gemeint, sondern lediglich meine Sicht der Dinge... 

Mein Gemälde "Go Your Own Way" zeigt das Ergebnis meines Weges...

Eine neugierige, glückliche und zufriedene Frau...



Mein früheres Leben in Saus und Braus vermisse ich absolut nicht. Ich habe tolle Häuser bewohnt, teure Autos gefahren, in den besten Restaurants diniert, habe mich an Hotelpools in Afrika und der Karibik in der Sonne geaalt, habe mich auf den Parties einer oberflächlichen sog. High Society gelangweilt... 

Eines habe ich dabei jedoch nie gefühlt - die innere Ruhe und Zufriedenheit, die ich heute empfinde. 

Ich nenne es " Mein inneres Glück"

Die Kunst hat sich mittlerweile zum Mittelpunkt meines Lebens entwickelt.

Wobei die Pop Art mich bereits seit meiner Jugendzeit in ihren Bann gezogen hat. Anfangswerke von mir waren noch Reproduktionen von Bildern des Pop Art "Stars" Roy Lichtenstein. 

Innerhalb kurzer Zeit habe ich begonnen meinen eigenen Stil zu entwickeln und diesen in seiner bunten Herrlichkeit, im Lauf der Jahre konsequent weiter verfolgt.

Die in den vergangenen Jahren entstandenen Gemälde und Skulpturen, beschäftigen sich zum Teil auch mit dem Thema „Transidentität“ und sind ein Spiegel meines Seelenlebens und den damit verbundenen Wünschen und Träumen eines transidenten Menschen, nach Anerkennung, Respekt, Partnerschaft, Liebe und Geborgenheit. 

Trotz manch düsterer Gedanken, sind meine Werke durch ihre intensive Farbigkeit, Ausdruck einer unbändigen - von ausgeprägter Lebensfreude und Neugier begleiteten -  Lebenslust. 

Meine Kunst beinhaltet - außer dem Wunsch, dass sie den Betrachtern meiner Werke ein Lächeln der Erinnerung - an schöne Zeiten, oder Ereignisse - in die Gesichter zaubert und sie für kurze Zeit aus dem Alltag entführt, nur eine Botschaft:

 TRÄUMT NICHT EUER LEBEN, SONDERN HABT DEN MUT UND LEBT EUREN TRAUM. 


 English version

A few decades ago, I was born in Freiburg i.Br. as a boy.

If I had known back then what was in store for me, I would have turned around immediately and crawled back into my warm cave.

I spent my youth - up to the age of 18 - in 10 different locations in Europe.

After my training and apprenticeship as a screen printer, I spent almost 10 years organizing rock concerts and festivals with bands such as Free, Uriah Heep, Status Quo, Rory Gallagher, Golden Earring, Manfred Man's Earthband, Steve Winwood, Colloseum, Steamhammer, UFO, Scorpions, Savoy Brown, Beggars Opera, Atomic Rooster etc., leading an absolutely chaotic, bird-free life at turbo speed.

As I was also responsible for entertaining the gentlemen after the gigs and the motto at the time was "Sex, Drugs and Rock'n Roll", you can imagine with a little imagination what my days were like.  

I must have had a thousand guardian angels to have survived this time without any significant injuries.

Always with me in my virtual rucksack: Sandra...

After this wild time, of which I wouldn't have wanted to miss a single day, I started my sales career in various internationally oriented supplier companies in the graphics industry, which came to an abrupt end in 2012. 

More on this later...

2008 - Discovery of art as an important therapeutic component to alleviate and absorb the increasing psychological and physical pressure caused by my transidentity/transsexuality, which runs like a red thread through my life.

I have been working as a freelance artist, photographer and author since 2013.               

 I first realized that I was different from other boys when I was 6 years old. 

I preferred to play with girls, liked dressing up as a girl and avoided any fights. From that point on, trans identity/transsexuality - with all its ups and downs - has been a recurring theme in my life.

In the 60s, 70s and even in the 80s of the last century, society couldn't do much with the subject of transsexuality and the people affected by it. 

People were extremely uptight and conservative. No great support was to be expected from the scientific community. 

The few relevant studies were simply not yet conclusive. As a result, people like me were quickly labeled mentally ill and perverted.

In those days, the red light district was the only way for many transsexuals to survive. They had to earn their living there - as strippers or prostitutes. 

These social and family constraints, as well as the resulting existential fears, meant that I could never realize a life as a woman.

The result was years of a humiliating and disastrous game of hide-and-seek.

The consequences: alcoholic ecstasies and the miserable failure of several marriages and relationships due to my extremely macho appearance and behavior - so that there would be no doubt about my masculinity. 

I was in a permanent "state of war" with myself.

None of this affected my career in the male-dominated graphic design industry.

Continuing my job - as sales director for capital goods - as a woman would have been unthinkable for reasons of acceptance and would have meant my ruin.

2011 - Diagnosis: prostate cancer with resulting radical surgery.

Surprisingly, the loss of my male sexuality as a result of the operation didn't affect me at all. 

On the contrary. 

For me, it was a liberating sign of fate. I finally had to face reality and accept that I was living in the wrong body. 

I have to say that I am absolutely not an esoteric or spiritual person.

Fueled by further negative events in my private life - another marriage breakdown - as well as in my professional life, what was bound to happen came in 2012 - a total physical and mental breakdown.
This resulted in a stay in hospital for several months and the realization that I was waging a permanent, suicidal "war" against myself due to my identity disorder. 

In the time that followed, I realized - supported by many individual psychological consultations and various publications in the media - that there are different ways of dealing with trans identity.

The most important realization for me was probably that there are not two different people living inside me, but that "I", no matter how I dress and present myself, am always the same person, namely "I". 

What reads so simply and logically here is something I had to work really hard at.

That was the final turning point in my life.

I learned that I am only responsible to myself. I learned that in order to find happiness, I had to accept myself as I am. 

From then on, I consistently did my thing and finally made peace with myself.

I've been at peace with myself ever since.

At the same time, I have achieved what I consider to be the highest form of personal freedom:

I DON'T CARE WHAT OTHERS THINK OR SAY ABOUT ME

Not in the colloquial form of "...I don't care", but I represent my opinion and attitude to life and no longer allow myself to be influenced and directed by the mainstream.

Kurt Cobain put it in wonderful words:

"YOU LAUGH AT ME BECAUSE I'M DIFFERENT. I LAUGH AT YOU BECAUSE YOU'RE ALL THE SAME" 

For various reasons, gender reassignment surgery was and is not an option for me.

It is an unique - and not to be underestimated - individual and final decision, because it is a difficult surgical procedure that automatically involves and demands - to a not inconsiderable extent - the psyche.

Every woman affected must come to terms with this momentous decision and the resulting, not inconsiderable consequences.

Conversations with women who have gone down this path and would not go down it again have strengthened my resolve to accept myself as I am.

My genetic make-up on my mother's side made this decision relatively easy for me.

Well, there's always some reason to criticize my appearance, but that's just part of the female DNA that I can live with and occasionally consciously flirt with.

I feel very comfortable in my body as it is. 

We grew up together and now like and understand each other again.

Apart from that, I believe that sexuality and gender don't just happen between the legs, but mainly between the ears.

As already mentioned: I have reached the highest level of personal freedom...

The proceeds from the sale of my paintings and sculptures are - in addition to my pension - a financial supplement and allow me - apart from the usual bumps in the road - to lead a modest, contented and extremely happy life.

I don't allow myself to be pigeonholed in any of the categories that are so popular in Germany for better orientation. For this reason, after several negative experiences, I have never allowed myself to be categorised by the trans community.

I am neither "loud", nor "hysterical", nor "queer", but successfully go my own way, my claim to myself has always been:
"To live as a woman among women, not as a trans woman among trans women."

It may sound arrogant, but it's not meant that way, it's just my view of things...

My painting "Go Your Own Way" shows the result of my journey...

A curious, happy and satisfied woman...
 



I don't miss my former life of indulgence at all. 

I lived in great houses, drove expensive cars, dined in the best restaurants, basked in the sun at hotel pools in Africa and the Caribbean, was bored at the parties of a superficial so-called high society...
But there was one thing I never felt - the inner peace and contentment that I feel today.

I call it "my inner happiness"

Art has now become the center of my life.

Pop art has captivated me since my youth. My first works were reproductions of pictures by the Pop Art "star" Roy Lichtenstein.

Within a short time, I began to develop my own style and have consistently pursued this in all its colorful glory over the years.

Some of the paintings and sculptures I have created in recent years also deal with the subject of "trans identity" and are a mirror of my inner life and the associated wishes and dreams of a transgender person for recognition, respect, partnership, love and security.

Despite some dark thoughts, my works are an expression of an irrepressible love of life - accompanied by a pronounced zest for life and curiosity - through their intense colorfulness.

My art contains - apart from the wish that it brings a smile of remembrance - of beautiful times or events - to the faces of the viewers of my works and takes them away from everyday life for a short time - only one message:

 

DON'T DREAM YOUR LIFE, BUT HAVE THE COURAGE AND LIVE YOUR DREAM.